Auszug aus der Westerwälder-Zeitung vom 12.01.2000 (Lokalteil)
Buch über mutige Männer
Von Maja Wagener
Otto Kleinschmidt beschreibt die Geschichte der Arbeiterbewegung
im oberen Westerwald
Eine wahre Geschichte von mutigen Männern und dem Kampf um
Gerechtigkeit (...). Der sachliche Titel der Dokumentation,
"Industrien, Dienstleistungsbetriebe und Gewerkschaften im
Oberwesterwald", verbirgt die mitreißende Entwicklung,
die sie beschreibt: die Geschichte der Arbeiterbewegung um Marienberg
und Hachenburg und deren Persönlichkeiten.
(...) Sein Werk ... beschreibt auf ... sorgfältig
recherchierten Seiten die Geschichte der Arbeiterbewegung rund um
Marienberg und Hachenburg, beginnend im Kaiserreich.
"Ich wuchs in die Gewerkschaft hinein",
erklärt der Rentner heute. Seine guten
Französischkenntnisse machten [ihn]...
1947 für den Marienberger Gewerkschaftssekretär
Hermann Kempf als Übersetzer interessant. (...)
So nahm Kleinschmidt nach dem Krieg an der Neuformierung der
christlichen und freien Gewerkschaften teil. Sie waren während
Hitlers Regime zu Gunsten der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und der
Nationalsozialistischen Betriebszellen-Organisation (NSBO) verboten
worden. Einer der Gründer war der Marienberger Hermann Kempf.
Der KPD-Anhänger und überzeugte Gewerkschafter - schon
vor 1933 - wurde während der Nazi-Diktatur verfolgt, verhaftet
und ins KZ Esterwegen deportiert. Nach dem Krieg sahen die
Oberwesterwälder eine Art Volksheld in ihm. Er wurde
Gewerkschaftssekretär, schrieb Gnadengesuche für
gefangene Soldaten, prangerte unsoziale Arbeitgeber öffentlich
an und war vor den Arbeitsgerichten ein gefürchteter,
erfolgreicher Verteidiger.
Der "Geist der freien Bauern" setzte sich Kleinschmidts
Ansicht nach in der Oberwesterwälder Arbeiterbewegung fort. So
beschreibt er unter anderem, wie Wäller schon vor der Weimarer
Republik für ihre Rechte kämpften und wie sich 1918 der
Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat gründete, mit Adam Hensel
aus Zinhain an der Spitze. Oder wie sich die Arbeiterbewegung nach
1945 entwickelte.
"Es werden immer weniger, die sich an die Anfänge
erinnern", bedauert Kleinschmidt. Sein Wissen wollte er für
die Nachwelt festhalten. Zehn Jahre recherchierte der pensionierte
Gewerkschafter, um innerhalb eines Winters die Ergebnisse seiner
Nachforschungen und seine Erinnerungen niederzuschreiben.
Auszüge aus Artikeln alter Westerwälder Zeitungen, amtliche
Papiere und zeitgenössische Fotos machen das Werk anschaulich.
Mit seinem Buch setzt er dem Vergessen ein Ende. (...)
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