Photo-Galerie
 
 
CHRONIK
von Otto Kleinschmidt
Gewerkschaften im Oberwesterwald

 

 
Industrien, Dienstleistungsbetriebe & Gewerkschaften im Oberwesterwald
Zurück Weiter 7.1 Franz Wolf

7.1 Franz Wolf

 

Abb. 7.1   Franz Wolf

 

Franz Wolf wurde am 31.8.1898 als Sohn eines Zimmermannes in Dessau/Anhalt geboren. Nach Beendigung der Volksschulzeit erlernte er das Steinmetzhandwerk, ging nach dreijähriger Lehrzeit auf Wanderschaft und arbeitete in verschiedenen Betrieben des früheren Deutschen Reiches sowie in der Schweiz, in Österreich, Frankreich, Schweden und Dänemark. 1906 trat er dem Zentralverband der Stein­arbeiter Deutschlands bei, 1907 der SPD. Von 1909 bis 1911 leistete er seinen Militärdienst in Zerbst ab. In dieser Zeit ist auch ein Jahr bei einem Lehrbataillon in Berlin enthalten. Von 1914 bis 1918 nahm er am 1. Weltkrieg auf den Kriegsschauplätzen in Frankreich und Rußland teil. 1918 wurde er zum Vorsitzenden des Kreisausschusses des ADGB (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund) in Langensalza/Thüringen gewählt. Von 1911 bis 1924 war er in Langensalza auch Stadtverordneter und Kreistagsmitglied. 1924 wurde er hauptamtlicher Bezirksleiter des Zentralverbandes der Steinarbeiter Deutschlands, Sitz Limburg/Lahn und Marienberg/Oberwesterwald. Zugleich wurde er Unterbezirksvorsitzender der SPD für den Landkreis Marienberg. 1927 entsandte ihn der Steinarbeiterverband zu Studienzwecken für 9 Monate nach Schweden. Er war nicht nur Landtagskandidat, sondern 1933 auch Reichstagskandidat für das Westerwald- und Lahngebiet. Ab 1933 mehrmals verhaftet und in das Lager Gienheim b. Frankfurt/Main eingeliefert, erfolgte wegen Auflösung der Gewerkschaften seine fristlose Entlassung als hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär. Zwischendurch war er deshalb wieder als Steinmetzpolier auf Großbauten tätig. Seine illegalen Aktivitäten erstreckten sich bis 1940, wo er als Werkmeister nach Kelheim versetzt wurde. Im Mai 1945 setzte ihn die amerikanische Besatzungsmacht zum Wiederaufbau der Gewerkschaften und des BGB (Bayerischer Gewerkschaftsbund) ein; später vom DGB als Bezirksleiter für Niederbayern-Oberpfalz gewählt, war er als solcher bis zum 65. Lebensjahr tätig. Gleichzeitig half er beim Wiederaufbau der SPD mit und wurde SPD-Unter­bezirks­vorsitzender für den Bezirk Kelheim-Mainburg. In 1946 wurde er für den Kreistag vorgeschlagen und gewählt, dem er bis 1962 angehörte. Abgeordneter des Bayrischen Landtages für seinen Wahlkreis Niederbayern war er auch vom 1.12.1946 - 25.11.1962. In den 4 Wahlperioden war er in vielen Ausschüssen eingesetzt, so u.a. dem Ausschuß für Sozialpolitische Angelegenheiten, dem Unterausschuß Arbeiterrechtsfragen, dem Ausschuß für Wohnungs- und Siedlungsfragen, dem Unterausschuß Bautechnik, dem Ausschuß gem. Art. 160 BV (als Beirat), dem Sozialausschuß-Verf.Ausschuß-Feiertags­gesetz, dem Ausschuß für Wirtschaft und Verkehr, dem Untersuchungsausschuß ‘Residenztheater’ und dem Ausschuß für Staatshaushalt und Finanzfragen. Als das Selbstverwaltungsgesetz in der Sozialversicherung in Kraft trat, wurde er Vorstandsvorsitzender der LVA Niederbayern-Oberpfalz. In dieser Funktion war er 5 Jahre tätig. 1947 gründete er die Gem. Bau- und Siedlungsgenossenschaft für den Kreis Kelheim-Mainburg; es gelang ihm, trotz der schwierigen Anfangsphase, im Laufe der Jahre viele Wohnungen und Eigenheime zu bauen; er war auch als Vorstandsvorsitzender der nach ihm benannten Siedlung tätig. Zahlreiche Auszeichnungen zeugen von seinem Einsatz für das Gemeinwohl. So wurde ihm am 31. Mai 1952 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch den Bundespräsidenten Prof. Heuss verliehen und am 15.12.1959 der Bayerische Verdienstorden durch den damaligen Bayr. Ministerpräsidenten Dr. Seidl. Am 13.12.1961 erhielt er die Bayer. Verfassungsmedaille in Silber durch den Präsidenten des Bayer. Landtages Dr. Hanauer. Und 1963 ehrte ihn die Stadt Kelheim für besondere Verdienste mit der Goldenen Medaille, überreicht durch Bürgermeister Staudt. Am 26.6.1967 beschloß der Stadtrat von Kelheim einstimmig, ihm in dankbarer Anerkennung seiner besonderen Verdienste in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht das Ehrenbürgerrecht zu verleihen.

Franz Wolf verstarb am 23.5.1972.


Zurück Weiter LESEN SIE WEITER

 

Copyright 2004