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CHRONIK
von Otto Kleinschmidt
Gewerkschaften im Oberwesterwald

 

 
Industrien, Dienstleistungsbetriebe & Gewerkschaften im Oberwesterwald
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2.3.1 Eisen- und Metallverarbeitung

 

Von den Eisenhämmern zu Korb, zu Wahlrod (Hanwerther Hammer, wird 1707 zuerst erwähnt), dem Eisenblechwalzwerk zu Limbach, den Drahtziehereien zu Korb, zu Limbach und zu Nister (Nauberger Drahtzug) berichtet Dekan Eugen Heyn in seinem Buch „Der Westerwald und seine Bewohner“, daß sie in den 1830er-Jahren noch bestanden haben, 1840 aber bereits sämtlich stillgelegt waren.

 

Das Hammerwerk in Nister wurde 1570 von den Grafen von Sayn errichtet. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde es 1660 durch Graf Salentin Ernst von Manderscheid wieder aufgebaut. Von 1802 an waren die Drahtzüge und das Hammerwerk in Nister im Besitz der Britisch-Nassauischen Eisenwerksgesellschaft zu Hachenburg. 1842 wurde der Hammergraben zu seinem jetzigen Lauf verlegt, um zusätzlich ein Walzwerk einzurichten. Im Jahre 1846 wurden drei Hochöfen und drei Kohlenmagazine erbaut. Mit einer Betriebserweiterung und neuen Mitinhabern (1849 bis 1856/57) änderte man auch den Namen in „Nisterthaler Eisenwerksgesellschaft“ zu Hachenburg (unter der Betriebsleitung der Hachenburger Stahl- und Eisenwerke). Doch war der neuen Gesellschaft kein großer Erfolg beschieden, denn schon 1849 geriet sie in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das Werk erwarb ein gewisser Dr. Lange, dessen rechtmäßiger Erwerb jedoch angezweifelt wurde. Ja, es lag sogar ein Steckbrief des Ministeriums des Innern vom Königreich Preußen vor, nach dem dieser gesucht wurde. Auch wurde 1854 ein Carl Brentano vom Werk gesucht, und zwar wegen Forderungen verschiedener Grubenbesitzer; er war aber nicht mehr auffindbar. Schon Anfang 1856 wurden die zum Werk gehörenden Gruben „Kunst“ bei Höchstenbach, „Eiskeller“ bei Winkelbach, „Rothenstein“ bei Oberhattert und „Scheibe“ bei Mittelhattert an Wilhelm Meurer zu Köln verkauft. Wenig später folgte das Werk, das jetzt unter dem neuen Namen „Gesellschaft der Hachenburger Stahl- und Eisenwerke“ am 14.10.1856 die Genehmigungsurkunde von der Herzoglich Nassauischen Landesregierung erhielt. Gesellschafter wurden Telemagne Michiels aus Lüttich, Nicolaus Joseph Bourdouxhe aus Düsseldorf, Ernst Jeghers aus Bonn und Wilhelm Meurer aus Köln. 1906 erinnert sich ein Berichterstatter wehmütig jener industriellen Ruinen im Nistertal - an das Hammerwerk bei Nister. Obwohl am 17.5.1861 verschiedene Gruben und Hüttenwerke aus dem Kreis Altenkirchen, die der Gesellschaft gehörten, versteigert wurden, schien dieser Verkauf nicht zur Besserung der Wirtschaftlichkeit beigetragen zu haben. Denn schon am 1. Mai 1862 ließ die Gesellschaft 7 ihr gehörende Eisenstein- und Braunkohlengruben versteigern. Doch wurde keine dieser Gruben verkauft, denn am 16.11.1863 standen diese nochmals zur Versteigerung an und dazu das gesamte Nisterthaler Eisenwerk mit 2 Walzenstraßen, einer Turbine 80 PS, einer Dampfmaschine 150 PS, drei Puddlingöfen, drei Schweißöfen, Glühöfen, Mandrinirmaschine, Dampfkessel, Dampfhämmer, Schmiede, Schlosserei, Hammerschmiede mit einem Grob- und zwei Feinhämmern, Gießerei mit zwei Coupelsöfen, Comptoir- und Wohngebäude, Kohlenschuppen, Braunkohlentrockenhäuser, Wagenschuppen und 18 Arbeiterwohnungen. Außerdem der Nisterer Drahtzug mit Wohnhaus, Stall und Scheune und der Reckhammer in der Gemarkung Korb (ehemals Nähe Schneidmühle), ein Steinbruch beim Judenfriedhof in Hachenburg und ein Steinbruch in der Gemarkung Altstadt. Für das Nisterthaler Werk und einige andere Grundstücke und Gruben fand sich allerdings noch kein Käufer, so daß die restlichen Werte am 10.12.1863 nochmals im Rathaus in Hachenburg versteigert werden sollten. Bei der Liquidation des bedeutenden Unternehmens erwarb zum 1. Januar 1864 der Kaufmann Alexander Schmidt das Werk und nutzte den Eisenhammer sowie eine Eisendreherei für die Fertigung einer breiten Palette von Schmiedeeisenwaren. Nach dem Tod Schmidts geriet das Eisenwerk zunehmend in Verfall. Seine verwitwete Ehefrau war in dieser Phase mehr an der Verflüssigung der Immobilien als an einer Fortführung des Betriebes interessiert. Der bereits erwähnte Berichterstatter hat im Jahre 1906 in seinem Bericht in der Westerwälder Zeitung des Nisterhammerwerkes gedacht, das viel Geld in der kurzen Zeit seines Bestehens auf den Westerwald gebracht hat, denn an der Köln-Leipziger-Straße fand ein riesiger Lastfuhrverkehr mit Eisenstein, der per Achse befördert werden mußte, statt, was den Betrieb sehr teuer und unrentabel machte und auch deshalb zur Stillegung führte. So interessant die Geschichte dieses Werkes ist, verbergen sich dahinter auch viele nicht erwähnte Einzelschicksale. Wie oft werden die Arbeiter ihren Lohn nicht erhalten haben? Hart wird sie auch manche Stillegung getroffen haben. Welche Spekulationen standen hinter den verschiedenen Gesellschaften und warum wurde nicht rentabel gearbeitet? Soziale und wirtschaftliche Probleme von damals!

 

In Langenbach bei Marienberg wurde, wie bereits im Abschnitt über den Braunkohlenbergbau erwähnt, 1722 eine Eisenhütte errichtet, in der Eisenstein verhüttet werden sollte, der von der „Schwarzen Kaute“ geliefert wurde. Diese Eisenhütte ging aber bald wieder ein, da das Ergebnis unbefriedigend war; sie stand nahe der Braunkohlengrube „In der Esch“.

 

Eisen- und metallverarbeitende Betriebe sind im Oberwesterwald teilweise erst richtig während des 2. Weltkrieges oder nach ihm entstanden. Insgesamt sollen aber aufgelistet werden:

 

·     Gebr. Klöckner, Mühlenbau, Hirtscheid,

·     Westerwälder Aluminium-Industrie und Gravieranstalt Klöckner & Oehl, Hirtscheid-Erbach

·     Ernst Strunk, Schilderfabrik, Unnau,

·     Louis/Rudolf Klöckner, Schilderfabrik, Erbach

·     Alex Schmehmann, Rohrschlangenwerk, Marienberg (jetzt Rohrverformungstechnik Schmehmann-Ebener mit Zweitwerk in Eichenstruth)

·     Hein Matten, kunstgewerbliche Werkstätten, Fehl-Ritz­hausen,

·     Johann Georg Hassepass, Lampenschirme, Bach,

·     Fastenrath (Middelhaufe), Westerburg,

·     Horst Menk, Marienberg (Menk Apparatebau zählt derzeit in Bad Marienberg 270 Arbeitsplätze; hat 7 Tochterunternehmen in Deutschland, Tschechien, Großbritannien, Malaysia und in den USA; insgesamt 750 Beschäftigte)

·     Gebr. Schneider, Metall u. Drahtwaren, Hachenburg (ist der älteste metallverarbeitende Betrieb und existiert seit 1799; beschäftigte in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg 50-55 Beschäftigte und auch heute noch ca. 45 Arbeitnehmer),

·     Hummrich, Hachenburg,

·     Loos & Co, Kapselfabrik, Höhn (Konkurs in 1984),

·     Pickel & Schneider, Drahtwarenfabrik, Erbach,

·     Paul Klöckner GmbH, Stahl- und Fassadenbau, Nistertal (Betrieb bestand seit 1949; hatte zeitweise 70 Beschäftigte; wegen verzögerter Großaufträge und einbehaltenen Kundenzahlungen mußte der Betrieb das Insolvenzverfahren einleiten und wurde stillgelegt),

·     Von der Heiden, Drahtflechterei, Halbs,

·     Fritz Hofheinz, Metallwarenfabrik, Kaden,

·     Dr. Claren, Elektrophys. Geräte, Hachenburg.


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