|
6.3 Arbeit im DGB
Am 14. Oktober 1949 wurde der
Deutsche Gewerkschaftsbund gegründet, der offiziell am 1.1.1950 seine Tätigkeit
aufnahm.
Was die Organisation anbetrifft,
mußten sich die Steinarbeiter des Oberwesterwaldes entscheiden, ob sie zur IG
Bau-Steine-Erden mit Sitz in Limburg oder zur IG Chemie-Papier-Keramik mit Sitz
in Siershahn gehören wollten. In einer Generalversammlung der Gewerkschaft
Steine und Erden im Frühjahr 1950 im Saale Wisser in Büdingen, wo die Kollegen
Georg Leber von IG Bau-Steine-Erden, Limburg und Theo Breiden und Hans
Schweitzer von der IG Chemie-Papier-Keramik ihre Argumente vortragen konnten,
entschieden sich die Steinarbeiter für den Anschluß nach Limburg.
Die durch Geschäftsberichte des
DGB, Landesbezirk Rheinland-Pfalz, für den Oberwesterwald nachweisbaren Mitgliederzahlen
betrugen:
|
|
gesamt
|
|
01.01.1950
|
2910
|
|
01.01.1951
|
2979
|
|
01.01.1952
|
3251
|
|
31.12.1952
|
3632
|
|
31.12.1953
|
3019
|
|
30.09.1954
|
3041
|
|
31.12.1954
|
3097
|
|
31.12.1955
|
3205
|
|
30.09.1956
|
3330
|
|
30.09.1957
|
3397
|
|
30.09.1958
|
3486
|
Die Statistiken für 1959 - 1961
konnten nicht beschafft werden.
Die zum 31.12.1952 nachgewiesenen
3632 Mitglieder gliederten sich wie folgt auf:
|
|
männlich
|
weiblich
|
gesamt
|
|
Arbeiter
|
2781
|
123
|
2904
|
|
Angestellte
|
305
|
67
|
372
|
|
Beamte
|
333
|
23
|
356
|
|
insgesamt
|
3419
|
213
|
3632
|
Für die Statistik zum 31.12.1953
ergibt sich nachstehende Übersicht:
|
|
männlich
|
weiblich
|
gesamt
|
|
Arbeiter
|
2198
|
107
|
2305
|
|
Angestellte
|
341
|
85
|
426
|
|
Beamte
|
259
|
29
|
288
|
|
insgesamt
|
2798
|
221
|
3019
|
Neuer Wind kam auch auf mit neuen
Gesetzen, z.B. den Urlaubs-, Feiertags- und Tarifvertrags-Gesetzen sowie den
Arbeitsgericht- und Sozialgerichtsgesetzen.
Das Betriebsverfassungsgesetz
wurde in 3. Lesung am 19.7.1952 verabschiedet. Die Gesetzgebungsarbeit für das
Bundespersonalvertretungsgesetz endete am 16.7.1955 mit der Akzeptierung von
Änderungs- und Kompromißvorschlägen und des Bundesrates am 22.7.1955.
Einen besonderen Höhepunkt der
Gewerkschaftsarbeit nahmen jedes Jahr die Kundgebungen am 1. Mai ein. So weist
die „Westerwälder Zeitung“ vom 26.4.1950 auf diese Veranstaltung folgendermaßen
hin:
„Marienberg. Wie bereits schon angekündigt, findet am 1. Mai in
Marienberg um 13.30 Uhr auf dem „Platz der Republik“ eine Maikundgebung statt.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund Oberwesterwald hat bereits schon durch zahlreiche
Rundschreiben auf die Bedeutung der diesjährigen Maikundgebung hingewiesen. Bei
schlechter Witterung soll die Feier im Dieckschen Saale stattfinden. Auch sind
die Betriebsräte und Funktionäre der Gewerkschaften bereits zu einer Sitzung um
13.00 Uhr eingeladen. Diese Zusammenkunft soll ebenfalls im Saale Dieck
stattfinden. Folgende Redner werden sprechen: der Kreisvorsitzende der Gewerkschaft
Kempf, der Betriebsratsvorsitzende der Kreisverwaltung Füll, der Berginspektor
Friedrich Schilling und ein bekannter Gewerkschaftler Janucek aus Mainz. Ab
13.00 Uhr Platzkonzerte auf dem „Platz der Republik“ sowie auf der
Bismarckstraße. Im Anschluß daran Ansprachen der verschiedenen Referenten und
Abmarsch auf den Fußballplatz Marienberg. Hier wird außer dem Fußballspiel der
Kreisauswahl gegen den VfL Marienberg auch das turnerische Können sowie
Freiübungen der Mädchenabteilung gezeigt. Das Programm dürfte alle Teilnehmer
befriedigen. Besondere Bedeutung kommt den Referaten der einzelnen Sprecher zu,
denn die Gewerkschaften kämpfen zur Zeit um das Mitbestimmungsrecht und für
einen besseren Lebensstandard der Arbeitnehmerschaft. Der Kreisausschuß
erwartet, daß sämtliche Mitglieder anläßlich dieser bedeutsamen Kundgebung
durch ihre Teilnahme bekunden, daß sie für die Forderungen der Gewerkschaften
eintreten.“
Von der Kundgebung am 1. Mai 1951
ist überliefert, daß mehr als 6.000 Teilnehmer gezählt wurden.
Die 1. Mai-Kundgebungen standen
auch oft unter einem besonderen Motto, sei es die Forderung „40 Stunden sind genug“
oder „Samstags gehört Vati mir“.

Abb. 6.1
1. Mai-Kundgebung in Marienberg

Abb. 6.2
1. Mai-Umzug in Marienberg; vorne im Bild Hermann Kempf; mit Fahne
Otto Kleinschmidt
Am 17.3.1952 wurde Hermann Kempf
vom DGB-Landesbezirk Rheinland-Pfalz entlassen und an seiner Stelle Bernhard
Spöntjes kommissarisch eingesetzt, der später durch die DGB-Kreisdelegiertenversammlung
offiziell in seinem Amt bestätigt wurde.
Die Kreisgeschäftsstelle wurde im
Juli 1953 in einen Seitentrakt des ehem. Landratsamtes verlegt, wo 4 Räume (Geschäftsführer,
Sekretariat, Sitzungs- und Jugendraum) zur Verfügung standen. Später mußte die
Geschäftsstelle in die Bismarckstr. 45 übersiedeln, wo sie bis zur Auflösung
untergebracht war.
Aus einem Bericht der
„Westerwälder Zeitung“ zur DGB-Kreisdelegiertenversammlung am Sonntag,
16.Januar 1955 zitiere ich auszugsweise:
„…Schwieriger ist die
derzeitige Wirtschaftslage. Unsere heimische Naturstein-Industrie hat den
vorkriegszeitlichen Auftragshöchststand nicht wieder aufgeholt; die Kapazität
ist bei weitem nicht ausgelastet infolge Auftragsrückgang bei Schotter für die
Bundesbahn sowie entwicklungsbedingten Auftragsrückgang bei Basalt als
Straßenbelag. Große Sorge bereitet zur Zeit die Wirtschaftslage der Grube
Alexandria in Höhn (Braunkohle); für die Industriegewerkschaft Bergbau der einzige
Schwerpunkt im Kreis. Die Kohlevorkommen gehen in Jahresfrist zu Ende. Neue
Vorkommen sind noch nicht aufgeschlossen. Mit der Stillegung der Grube und
Umwandlung des Kraftwerkes zu einer Schaltstation würden etwa 500
Belegschaftsmitglieder, die in der Umgebung ansässig sind, ihren Arbeitsplatz
verlieren. Hier liegen zur Zeit die größten arbeitsmarktpolitischen Sorgen des
Kreises. Für die nächste Sitzung des Verwaltungsausschusses beim Arbeitsamt
Montabaur wurde die arbeitsmarktpolitische Lage des Oberwesterwaldkreises als
Hauptpunkt für die Tagesordnung vorgesehen.
Im Laufe der Berichtszeit
(Anm.: 1.1.1953 - 31.12.1954) wurden vier ehrenamtliche Nebenstellen errichtet,
und zwar in Alpenrod, Hahn bei Wallmerod, Meudt und Westernohe. Die Errichtung
weiterer Nebenstellen soll gefördert werden. Der Mitgliederstand am 30.
September 1954 betrug einschließlich Arbeiter, Angestellte und Beamte 3041. In
der Rechtsschutztätigkeit wurde die Erfolgssumme von 286.478,06 Mark erzielt.
Die Rechtsstreite betrafen die Gebiete Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung,
Unfall-, Angestellten-, Invaliden- und Knappschafts-Rentenversicherung sowie
die Kriegsopferversorgung. Auf dem Gebiet „Arbeitsrecht“ wurde die Erfolgssumme
von 24.348,81 Mark erzielt.
In der Jugendarbeit fanden im
Jahre 1953 = 175 Veranstaltungen mit insgesamt 4.375 Teilnehmern und 1954 = 111
Veranstaltungen mit insgesamt 2210 Besuchern statt… Ein „Arbeitskreis für
Arbeitsstudien“ ist in der Entwicklung. Betriebsräte wurden in 53 Betrieben,
die unter das Betriebsverfassungsgesetz fallen, gewählt… Abschließend unterstrich
Gew.-Sekretär Spöntjes: die Haupttätigkeit bestand in individueller Arbeit, die
registraturmäßig nie erfasst werden kann. Das Leben in einer großen Bewegung
ist nur dann gesund, wenn es auf unterster Ebene, im Betrieb, pulsiert. Die
Gewerkschaftsbewegung ist nur das, was wir selbst daraus machen…“
In der gleichen
DGB-Kreisdelegiertenversammlung wurden in den DGB-Kreisausschuß gewählt:
·
Willi Wahler, Höhn IG Bergbau
·
Heinrich Zimmermann, Hachenburg Gew. ÖTV
·
Hermann Meutsch, Zinhain IG BSE
·
Heinrich Orthey, Altstadt Gew. Leder
·
Emil Haupt, Enspel Gew.
ÖTV
·
Hermann Kraußhaar, Langenbach/M DPG
·
Willi Emrich, Zinhain IG
BSE
·
Oskar Hain II., Korb Gew.
Holz
·
Heinz Würz, Fehl-Ritzhausen GEW.
Außerdem gehörten dem
DGB-Kreisausschuß die Vorsitzenden des DGB-Kreisbeamtenausschusses, des
DGB-Kreisangestelltenausschusses, des DGB-Kreisfrauenausschusses und des
DGB-Kreisjugendausschusses an.
Bernhard Spöntjes wurde in der
o.a. Kreisdelegiertenversammlung für die nächsten 2 Jahre zum
Geschäftsführenden Vorsitzenden gewählt.
Kassenrevisoren wurden
·
Willi Deutzmann, Oberhattert Gew. HBV und
·
Emil Haupt, Enspel Gew.
ÖTV.
Nach dem Zusammenschluß der
DGB-Kreise Ober- und Unterwesterwald waren Oberwesterwälder Gewerkschaftsfunktionäre
in allen Gremien des DGB-Kreises Westerwald vertreten. Das wird auch bestätigt
durch die Zusammensetzung des DGB-Kreisvorstandes. Ihm gehörten an nach der
Wahl vom
6. Juli 1963:
|
|
Ordentl.
Mitglied:
|
Stellvertreter:
|
|
BSE
|
Willi
Emrich, Zinhain
|
---
|
|
Bergbau
|
Willi
Held, Oellingen
|
Arnold
Zimmermann, Höhn
|
|
DPG
|
---
|
Josef
Schneider, Luckenbach
|
|
Druck
u. Pap.
|
Heinz
Arndt, Alsdorf
|
---
|
|
GEW
|
Erwin
Müller, Marienberg
|
---
|
|
HBV
|
Bernhard
Spöntjes, Marienb.
|
Heinz
Lagraf, Marienberg
|
|
Holz
|
Karl
Schmidt, Neuhochstein
|
---
|
|
Leder
|
Heinrich
Orthey, Altstadt
|
Gustav
Steinmetzger, Altstadt
|
|
NGG
|
Willi
Gross, Oellingen
|
---
|
|
ÖTV
|
---
|
Wilh.
Schumacher, Gend.-Mstr., Büdingen
|
|
Textil-Bekl.
|
Brigitte
Kram, Höhn
|
Hannelore
Kexel, Oellingen
|
23. Okt. 1965:
|
|
Ordentl.
Mitglied:
|
Stellvertreter:
|
|
BSE
|
Willi
Emrich, Zinhain
|
---
|
|
Bergbau
|
Ewald
Mohr, Höhn
|
---
|
|
Druck
u. Pap.
|
Karl-Heinz
Arndt, Gebhardsh.
|
---
|
|
GdED
|
---
|
Karl-Heinz
Kühn, Emmerichenhain
|
|
GEW
|
Eduard Theiß, Wengenroth
|
---
|
|
HBV
|
Bernhard
Spöntjes, Marienb.
|
---
|
|
Holz
|
Karl
Schmidt, Neuhochstein
|
Arthur
Arndt, Erbach
|
|
Leder
|
Gustav
Steinmetzger, Altstadt
|
Alfred
Brenner, Altstadt
|
|
Metall
|
---
|
Ewald
Lauf, Girkenroth
|
|
NGG
|
Friedel
Mies, Streithausen
|
---
|
|
ÖTV
|
Emmy
Janzer, Neunkhausen
|
---
|
|
Textil-Bekl.
|
Alois
Helsper, Höhn
|
Adelinde
Leukel, Oellingen
|
Wegen der großen räumlichen
Entfernungen wurden vom DGB-Kreis Westerwald in 1963/64 Arbeitskreise gebildet,
darunter für den ehemaligen Oberwesterwald
|
Arbeitskreis:
|
Gemeinden:
|
Arbeiter:
|
Angestellte/
Beamte:
|
Arbeitnehmer insges.:
|
|
III Westerburg
|
56
|
8.242
|
2.647
|
10.889
|
|
IV Marienberg
|
57
|
12.563
|
3.198
|
15.761
|
|
V Hachenburg
|
39
|
7.869
|
2.264
|
10.133
|
LESEN SIE WEITER
|