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2.3.10 Landw. Höfe und Waldbesitz
Die relativ ungünstigen
Klimaverhältnisse und die Zerstückelung der Nutzflächen haben im Oberwesterwald
nie mehr als mittelmäßigen Ackerbau und extensive Viehwirtschaft zugelassen.
Man kann einerseits der Meinung sein, daß die kleinen landwirtschaftlichen
Betriebe es erforderten, daß die Männer eine Nebentätigkeit ausüben mußten,
andererseits aber die Beschäftigung der Männer in den Industriebetrieben die
Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Betriebe durch die Ehefrauen und
weiteren Familienmitglieder notwendig machten.
Bekannte größere
landwirtschaftliche Anwesen waren eigentlich nur die Domäne Kleeberger Hof in
Hachenburg, Hofgut Hohensayn (in der Gemeinde Lautzenbrücken) und Hofgut
Dapprich in Seck. Landwirtschaftliche Arbeitnehmer (Knechte und Mägde) waren
ansonsten nur bei reichen Bauern, z.B. Ferdinand Weyand, Kirburg (bis zur
Inflation 1923) oder Albert Häbel, Marienberg (zugleich Kornbranntweinbrennerei)
beschäftigt.
Es gab auch einige
Gartenbaubetriebe (Gärtnereien), die Arbeitnehmer beschäftigten; z.B. Kneusel
in Hachenburg.
Zur ärmsten Schicht der Dörfer gehörten
die Tagelöhner oder Landarbeiter. Ihre Arbeitszeit betrug im Sommer mindestens
12 Stunden, im Winter zwischen 8 bis 9 Stunden. An schulfreien Nachmittagen
oder in den Ferien fanden sogar Kinder in der Landwirtschaft als Arbeitskräfte
Verwendung und erhielten dafür 40-80 Pfennig pro Tag und ein Mittagessen. Auch
die Löhne der Erwachsenen fielen gegenüber den Industrielöhnen deutlich ab.
Was das Forstwesen anbetrifft,
wird der „Westerwald“ eigentlich seinem Namen nicht gerecht. Große Lücken in
die Waldbestände wurden durch die Gewinnung von Holzkohle für die
Eisenerzverhüttung und für die Herstellung von Stütz- und Pfeilerteilen für den
Untertagebau verwendet.
Es gab bzw. gibt Staatsforste,
kommunalen Waldbesitz oder auch Privatwald. In wirtschaftlich schlechten Zeiten
war man oftmals froh, kurzfristig als „Waldarbeiter“ beim „Tännchen pflanzen“ etwas
verdienen zu können.
Aufsicht im Forstwesen führten
die Forstämter Hachenburg Nord und Süd, Rennerod und Wallmerod sowie zahlreiche
Revierförstereien. Die Waldarbeitertrupps waren teilweise Saisonarbeiter und
gingen nur besonders in den Wintermonaten dieser Tätigkeit nach.
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