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CHRONIK
von Otto Kleinschmidt
Gewerkschaften im Oberwesterwald

 

 
Industrien, Dienstleistungsbetriebe & Gewerkschaften im Oberwesterwald
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6.5 Allgemeine Gewerkschaftsarbeit von 1945 - 1962

 

Einen breiten Raum in der gewerkschaftlichen Tätigkeit nahm die Schulungsarbeit ein. Besonders in den Wintermonaten wurden in Büdingen im Saale Wisser an Samstagen Betriebsräte- und Funktionär-Schulungen durchgeführt. Hauptthemen waren Arbeits-, Sozial- und Betriebsverfassungsrecht. Jeweils zum Abschluß einer Schulungssaison fand eine interessante Studienfahrt mit Werksbesichtigung o.ä. statt.

 

Die Jugend schulte an Wochenenden, und zwar in der Ev. Sozialakademie Friedewald, in der DJH Marienberg oder im Blindenheim Mündersbach; in letzterem Heim wurde auch eine Frauenwochenendschulung durchgeführt.

 

Die Beamten beteiligten sich an Beamtenpolitischen Arbeitstagungen auf überörtlicher Ebene.

 

Zu Lehrgängen an den DGB-Bundesschulen oder der DGB-Bundesjugendschule wurden auch regelmäßig Teilnehmer/innen entsandt.

 

Versammlungen wurden oft kombiniert mit Spielfilm-Vorführungen; hier verfügten wir über 3 Filmgeräte (2 Marke Victor, 1 Natco), die uns vom Amerikahaus Koblenz zur Verfügung gestellt wurden. Auch die Ausbildung der Filmvorführer erfolgte durch das Amerikahaus.

 

Großen Anklang fand auch die jährliche Aktion der Lohnsteuerberatung. Besonders in den Wintermonaten wurde hiervon reger Gebrauch gemacht. Meistens an den Tagen, an denen die Arbeitslosen ihrer Meldepflicht beim Arbeitsamt genügen mußten, kamen sie anschließend zur DGB-Geschäftsstelle, um sich beim Ausfüllen der Anträge auf Durchführung des Lohnsteuerjahresausgleichs helfen zu lassen. An manchen Tagen wurden 40 - 50 Antragsvordrucke ausgefüllt. Ich kann mich erinnern, daß Kollege Spöntjes wie bei Fließbandarbeit die Personalien in den Vordruck eintrug, währenddem ich die ergänzenden Angaben zur Dauer der Arbeitslosigkeit usw. einsetzte.

 

Eine umfangreiche Tarifsammlung war von der DGB-Geschäftsstelle aufgebaut worden, die vielfach in Anspruch genommen wurde. Sogar Unternehmer erfragten die gültigen Lohn- und Manteltarife mit der Begründung, daß sie mit keinem Ärger zu rechnen hätten, wenn sie die angegebenen Tarife zahlten.

 

Vielen Angestellten wurde auch geholfen bei Einreichung ihrer Rentenanträge. Hier ergab sich die glückliche Konstellation, daß Kollege Spöntjes zugleich Versichertenältester der BfA war.

 

Zahlreich waren auch die Rechtsstreite vor Arbeits- und Sozialgerichten (Arbeiter- und Angestelltenversicherung, Unfall- und Knappschaftsversicherung sowie Versorgungs-Streit­sachen). Die meisten Klagen wurden geführt gegen die Bergbau-Berufsgenossenschaft (wegen Anerkennung der Steinstaublunge = Silikose als Berufskrankheit) und gegen die Steinbruchs-Berufsgenossenschaft, Sektion III, in Bonn (früher Köln-Ehrenfeld), ebenfalls wegen der durch die schwere Arbeit oft auftretenden Bandscheibenschäden. Die Hessische Knappschaft in Weilburg wurde laufend mit Eingaben auf Zahlung von Rentenvorschüssen angeschrieben, da die Rentenbescheide noch langwierig in Handarbeit erstellt wurden. Auch die Widerspruchsstelle des Arbeitsamtes Montabaur wurde reichlich mit Vorverfahren eingedeckt. So kann ich mich erinnern, daß in einem Winter für die Belegschaft des Steinbruches Meys & Co (Luckenbacher Lay) wegen Berechnung des Arbeitslosengeldes etwa 30 bis 40 Widersprüche an einem Tag eingelegt wurden.

 

Zur Jugendarbeit ist zu berichten, daß in Marienberg eine Jugendgruppe bestand, d.h. beginnend mit dem Zeitpunkt des DGB-Bundesjugendtreffens in Frankfurt (Main) bis zur Auflösung der DGB-Geschäftsstelle in Marienberg. Die Vorsitzenden der Jugendgruppe bzw. die Jugendvertreter im DGB-Kreisvorstand waren Hermann Kraußhaar, Horst Brado, Heinz Steup, Karl Otto Remy, Klaus Lauterbach und Eberhard Heinemann.

 

Abb. 6.4   1. DGB-Bundesjugendtreffen in Frankfurt (Main); vorne im Bild von rechts nach links: Karl Schüler u. Wilhelm Held

 

Im Rahmen der Gewerkschaftsjugendarbeit fand nicht nur wöchentlich ein Gruppenabend statt, sondern es bestand auch eine Übungsfirma und eine Kabarettgruppe. Leiter der ersten Übungsfirma „Schneider & Zierach“ war der Kollege Willi Schneider, von der zweiten „Westerwälder Hängeregistratur“ der Kollege Eberhard Heinemann. Die Kabarettgruppe, die unter Leitung von Klaus Lauterbach stand, wurde wiederholt zu Auftritten angefordert. Die Gruppe nannte sich „Die Stecknadeln“.

 

Organisatorisch wurden von der DGB-Geschäftsstelle nebenbei die Verwaltungsstellen der Gewerkschaft Handel-Banken-Versicherungen, der Gewerkschaft Textil-Bekleidung und der Gewerkschaft Holz betreut, d.h. von der Beitragskassierung über die vierteljährliche Abrechnung bis zu Vorstandswahlen.

 

Die Einzelzahler mehrerer Gewerkschaften wurden ebenfalls von der DGB-Geschäftsstelle erfaßt. Hierzu gehören die Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten, die Gewerkschaft Gartenbau-Land- und Forstwirtschaft, die IG Bau-Steine-Erden und die IG Metall.

 

Ortskassierer hierfür waren z.B. eingesetzt in

 

·     Lautzenbrücken: Walter Seiler

·     Niederroßbach: Artur Jung

·     Kirburg: Hugo Neufurth

·     Stangenrod: Paul Schmidt

·     Fehl-Ritzhausen: Hermann Schmidt

·     Eichenstruth: Reinhold Klopsch

·     Marienberg: Günter Krumm, Horst Kolb, Otto Baldus u.a.

 

Bei Gründung der Einheitsgewerkschaft wurden die Beiträge zunächst nach Mitgliederlisten eingezogen und die Höhe des gezahlten Beitrages in die Mitgliedskarte eingetragen bzw. mit Stempel quittiert. Ab 1.1.1950 wurden hierfür Beitragsmarken der einzelnen Gewerkschaften verwendet. Die Betriebskassierung ging dabei auf die Verwaltungsstellen der zuständigen Gewerkschaften über. An Stelle der bis 1.1.1950 erscheinenden einheitlichen Gewerkschaftszeitung wurde nunmehr auch für jede einzelne Gewerkschaft eine eigene Zeitung herausgegeben.

 

Mancherorts bestanden auch DGB-Ortsausschüsse, z.B. in Alpenrod mit dem Vorsitzenden Ernst Hehn.

 

Von den Personengruppenausschüssen sind mir leider nur einige Mitglieder in Erinnerung. In verschiedenen Legislaturperioden gehörten u.a. an dem:

 

Kreisfrauenausschuß:

 

 

Renate Laszlo

ÖTV

Landratsamt

Martha Schaar

Leder

Hruby & Co

Hannelore Lins

Textil-Bekl.

Barthels-Feldhoff

Gertrud Tiefenthal

Leder

Genschow & Co

 

Kreisbeamtenausschuß:

 

 

Georg Blees

GEW

Streithausen

Heinz Würz

GEW

Fehl-Ritzhausen

Kurt Sachse

GdED

Marienberg-Langenb.

Hermann Kraußhaar

DPG

Langenbach/M.

 

Kreisangestelltenausschuß:

 

 

Reinhard Garth

ÖTV

Landratsamt

Heinz Hofmann

HBV

Nalaba/Naspa

Ernst Müller

Bergbau

„Alexandria“

 

Kreisjugendausschuß:

 

 

Klaus Lauterbach

Metall

Marienberg

Eberhard Heinemann

HBV

Marienberg

Gertrud Tiefenthal

Leder

Altstadt

Rosemarie Hoffmann

Textil-Bekl.

Höhn

Horst Schneider

Druck u. Papier

Fehl-Ritzhausen

 

Der DGB-Kreisdelegiertenversammlung gehörten zu unterschiedlichen Legislaturperioden u.a. an:

 

Kreisdelegiertenversamml.:

 

 

Willi Deutzmann

HBV

Volksfürsorge

Oskar Hain II.

Holz

Bocks & Co

Heinz Würz

GEW

Lehrer (Fehl-Ritzh.)

Kurt Sachse

GdED

Bhf. Marienberg-L.

Artur Lauterbach

Druck u. Papier

Druckerei Hachenb.

Adolf Hüsch II.

BSE

Westerw.Br.Stöffel

 


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