KAPITEL 9.
Befreundete Organisationen und Selbsthilfeeinrichtungen
Arbeit und Leben:
Es handelt sich um eine
Arbeitsgemeinschaft von DGB und den Volkshochschulen. Die für den
Oberwesterwald zuständige Zweigstelle Mittelrhein ist in 56068 Koblenz,
Moselring 5-7a.
bfw Berufsfortbildungswerk:
Für Mitglieder aus dem ehemaligen
Oberwesterwald ist die Zweigstelle 56068 Koblenz, Moselring 5-7a in Angelegenheiten
des Berufsfortbildungswerkes des DGB zuständig.
TBS Technologieberatungsstelle:
Noch nicht überall bekannt ist
die TBS, die Technologieberatungsstelle beim DGB Rheinland-Pfalz, mit ihrer
Regionalstelle in 56068 Koblenz, ebenfalls Moselring 5-7a.
Arbeiter- Turn- und Sportbund:
Er wurde 1927 im Oberwesterwald
gegründet. 1929 gehörten ihm 13 Vereine an. Höhepunkt des Vereinslebens war die
Einweihung des Volkshauses in Marienberg (heute Nebenstelle des
Gesundheitsamtes Montabaur) vom 6.-8.9.1930. Es war Heimstatt der
Gewerkschaften, der SPD, des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, des Arbeiter-
Turn- und Sportvereins und Sitz des Arbeitsamtes. Zur Einweihungsfeier war
Reichskanzler a.D. Philipp Scheidemann als Festredner nach Marienberg gekommen,
womit die Bedeutung dieses Ereignisses besonders unterstrichen wurde.
Viele aufopferungsfreudige
ehrenamtliche Arbeit wurde von den Gewerkschaftlern geleistet. So ist bekannt,
daß Hermann Kempf und Robert Müller je 1500 Arbeitsstunden unentgeltlich
geleistet haben. Unterstützt wurde das Bauvorhaben aber auch vom damaligen
Landrat von Nathusius, von der Gemeinde Marienberg, die kostenlos den Bauplatz
zur Verfügung stellte, und vom Baumeister Schlehbaum, der ehrenamtlich die
Bauleitung übernahm.
Von der Einweihungsfeier
berichtete die Westerwälder Zeitung (auszugsweise):
„Marienberg. 7. September. Für die Arbeit -- durch die Arbeit ist
nunmehr vollendet, was Mühe und Fleiß in zielbewußtem Streben geschaffen. Ein
Haus, das als Asyl des schaffenden, werktätigen Volkes in der Flucht aus dem
Dienst der Arbeit und dem Bedürfnis nach Erholung und Entspannung und
kulturellem Bildungsdrang der breiten Masse mit Fug und Recht den Namen Volkshaus
trägt. Als Arbeiterheim vereinigt es die Arbeiterschaft zu einer Familie zur
Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls im Kampf um die elementaren,
politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Belange…“
Arbeiter-Gesangverein:
Es ist verständlich, daß im
„roten“ Zinhain auch ein Arbeiter-Gesangverein bestand, dessen Repertoire weit
gefächert war.
Raiffeisengenossenschaften sowie Spar- und Darlehnskassenvereine:
Daß die
Raiffeisengenossenschaften im Oberwesterwald zahlreich vertreten waren, bedarf
wohl keines besonderen Hinweises. Denn der Westerwald mit Friedrich Wilhelm
Raiffeisen spielt in der Geschichte der Genossenschaften eine nicht
unbedeutende Rolle, kann man doch mit gutem Grund den „Westerwald die Wiege der
Genossenschaften“ nennen. In Marienberg bestand um 1921/22 ein Spar- u.
Darlehnskassen-Verein. Und vielerorts, z.B. in Fehl-Ritzhausen und Unnau, Spar-
und Darlehnskassen. Heutzutage ist von deren ständigen Fusionen zu berichten.
Vorschuß-Verein:
Ein Vorschußverein zu Marienberg
eGmbH existierte seit dem 26.1.1863.
An- u. Verkaufsgenossenschaft:
Die „Marienberger An- und
Verkaufs-Genossenschaft eGmbH“, zuständig für Marienberg und Eichenstruth,
wurde am 12.4.1919 gegründet.
Volksbanken:
Es nimmt wenig Wunder, daß die
Westerwälder Genossenschaften auf ein recht beträchtliches Alter und eine damit
verbundene entsprechend reiche Erfahrung zurückblicken können, geben doch viele
der heimischen Volksbanken ihr Gründungsjahr als in den ersten 20 Jahren nach
der Programmierung der Genossenschaftsidee liegend an. Zum Teil führen die
Volksbanken ihre Entstehung aber auch auf Dr. Schulze-Delitzsch zurück.
Volksbanken bestehen noch heute in Wallmerod (jetzt vereint mit Montabaur),
Marienberg und Hachenburg.
Konsumgenossenschaften:
Die Westerwälder Zeitung
berichtet am 10.3.1903: „Mudenbach, 8.
März. Auf einer heute hierselbst stattgefundenen Versammlung der christlichen
Arbeiter-Gewerkschaft wurde die Gründung eines Gewerkschafts-Konsum-Vereins,
bezw. einer Filiale, beschlossen. Diese vorteilhafte und segensreiche
Einrichtung dürfte schon in aller Kürze ins Leben treten, da die erforderliche
Mitgliederzahl bereits überstiegen ist.“
Und dann ging es Schlag auf
Schlag weiter:
„Marienberg, 24. März. Die Errichtung eines Konsum-Vereins scheint der
Verwirklichung immer näher zu rücken. Vergangenen Sonntag fand im Saal zur Post
dahier auf Anregung der Herren Knappschaftsältesten Meyer-Zinhain und
Röder-Höhn eine Arbeiter-Versammlung statt, in welcher nach eingehenden
Beratungen die Gründung eines Gewerkekonsumvereins für Westerwald und Umgegend
mit dem Sitz in Marienberg beschlossen wurde. Auf den Nachbarorten sollen
Filialen errichtet werden. Zur Erbauung eines Lagerhauses, von welchem die
Waren an die einzelnen Filialen abgeführt werden sollen, sind die Bahnstationen
Erbach oder Langenhahn in Aussicht genommen…“
In diesem Zusammenhang dürften
noch 2 Zeitungsinserate interessieren:
31.3.1903: „Der mit dem 1. Juni in’s Leben tretende Consumverein für
Westerwald beabsichtigt, in Erbach oder Korb ein Centrallager zu errichten.
Filialen sind bestimmt für Alpenrod, Oellingen, Ritzhausen, Hof, Bach, Pfuhl,
Nisterberg, Langenbach Post Korb, Neunkhausen, Kirburg, Unnau, Langenbach b.M.
und Marienberg. Angebote für das Fuhrunternehmen nach den Filialen sind bis zum
12. April bei dem Geschäftsführer Meyer in Zinhain schriftlich einzureichen.“
9.6.1903. „In das Genossenschaftsregister ist heute eingetragen worden:
Gewerkschaftskonsumverein für Westerwald und Umgegend, eingetragene
Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht. Die Einsicht der Liste der
Genossen ist in den Dienststunden Jedem gestattet. Marienberg, den 30. Mai 1903.
Königliches Amtsgericht.“
Dem Westerwälder Konsumverein
Marienberg hatte sich gemäß einem Zeitungsbericht vom 7.4.1903 auch der bereits
eingangs erwähnte Konsum-Verein Mudenbach angeschlossen. Es wurde erfreut zum
Ausdruck gebracht, daß er schon am 1. Juni 1903 ins Leben treten würde und der
weitere Anschluß einer größeren Anzahl Gemeinden in Aussicht stünde. Der
Bericht schloß mit dem Satz: „Einigkeit macht stark“.
Annähernd ein Jahrhundert bestand
diese Konsumgenossenschaft. In 1999 wurde leider die Auflösung mit ihren 52
Filialen beschlossen.
Volksfürsorge
Diese
gewerkschaftlich-genossenschaftliche Versicherung war und ist überall im
Oberwesterwald vertreten. Neben den vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern war die
hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle in Siegen.
Alte Fakulta, GUV und ACE:
Gewerkschaftsmitglieder in
Verkehrsberufen sicherten sich gegen Berufsrisiken zunächst in der „Alten
Fakulta“ ab. Später wurde die GUV (Gewerkschaftliche Unterstützungseinrichtung
für Verkehrsberufe) gebildet; jahrelang galt hierfür ein Monatsbeitrag von 1,50
DM. Später konnten Privatfahrzeuge in der Gruppe C für zusätzlich 1,50 DM (Gesamtmonatsbeitrag
also 3,- DM) in den Rechtsschutz mit einbezogen werden. Die Verwaltungsarbeiten
hierfür wurden überwiegend von der Gewerkschaft ÖTV und der DPG übernommen.
Nachdem Leistungen und
Mitgliederzahl ständig weiter anstiegen, wurde der ACE (Auto Club Europa)
gegründet. Der Jahresbeitrag wird meistens im Lastschriftverfahren eingezogen.
Neuerdings ist der ACE nicht nur für Gewerkschaftsmitglieder, sondern für alle
Kraftfahrer geöffnet.
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